Ohren auf! Was Musikgeschmack und Einrichtung miteinander zu tun haben
Über Musikgeschmack lässt sich nicht streiten. Vorlieben zu erzwingen, geht schief. Welche Musik aus den heimischen Lautsprechern dringt, sagt nämlich viel aus. Über den Charakter, die Lebenseinstellung und manchmal sogar über profane Dinge wie Kleidungsstil und Bildungsgrad. Auch Wohnungseinrichtung und Lieblings-Beschallung bedingen einander. Vorsicht, Klischee!
Pop
Der Pop-Fan von heute ist je nach Alter vermutlich der Britney Spears-Anhänger von gestern. Musik muss für ihn keine intellektuellen Ansprüche erfüllen. Nette Melodien genügen völlig, um den Popverliebten zu begeistern, die Charts sind die optimale Beschallung. Seine mit Herzblut aufgebaute BRAVO Hits Sammlung verschenken? Undenkbar! Stattdessen werden die quietschbunten CD-Hüllen in einem Regal zur Schau gestellt. Nummer 32? Eine Reise zurück zu den A*Teens und Sugababes.
In der Pop-Wohnung ist der Mainstream zuhause. (Quelle: StockSnap (CC0-Lizenz)/ pixabay.com)
Der Pop-Fan mag seine Einrichtung so wie seine Musik – unkompliziert, verspielt und flexibel, aber eben nicht besonders individuell. Klassisches Interieur à la Möbelhaus, Buche-Laminat und gelbe Wandfarbe erfüllen alle Ansprüche. Ein bisschen Pop Art an der Wand unterstreicht den Musikgeschmack und erinnert an die goldenen Jahre des Pop. Wohlfühlen kann sich hier jeder. Nach ausgefallenen oder gar exzentrischen Details zu suchen, lohnt sich aber nicht.
Akustik Pop
Der Akustik Pop Anhänger ist die verschärfte Version des Pop-Fans. Mit verschärft gemeint ist jedoch nicht etwa lauter und individueller, sondern noch zurückhaltender und alternativ angehaucht. Hier hängen Fotos vom letzten Backpacking Trip durch Australien oder Island neben Kunstdrucken mit sinnigen Sprichwörtern an der pastellfarben gestrichenen Wand.
Die Akustik Gitarre im Ständer, der Sofabezug aus zertifizierter Baumwolle und 100 Prozent faire Vorhänge sprechen eine klare Sprache. Akustik Pop Fans wollen niemandem wehtun, suchen das große Glück und schätzen die einfachen Dinge des Lebens. Deswegen findet der Gast hier keinen kreischbunten Expressionismus, vielleicht aber ein Teeservice. Denn Matcha Latte, den können sie, die Akustiker.
Rock
Böse Zungen behaupten: Wer Rock hört, ist nah dran am Pop Genre. Teilweise mag das sogar stimmen, denn der Übergang ist fließend. Rock ist nicht zwingend „hart“ oder „heavy“, nicht Alternative und auch nicht Crossover. Der Rock Fan aber bleibt entspannt, denn für ihn ist seine Musik Ausdruck eines Lebensgefühls, das von Freiheit und Rebellion geprägt ist.
Ledercouch und perfekt gegelte Tolle. Der Rocker lebt seine Musik. (Quelle: alexanderkiselev (CC0-Lizenz)/ pixabay.com)
In dieser Wohnung steht ein Ledersofa mit passendem Sessel, es hängen Bilder von Motorrädern an der Wand und leuchtreklameartige Deko auf dem Sideboard erinnert an Rockabilly-Zeiten. Ebenfalls nicht fehlen darf auch das obligatorische Whiskey Plakat, passend zum Inhalt der Wohnzimmer-Bar mit dem Cadillac-Minimodell zwischen den Flaschen. Alben großer Rock-Legenden zeigen: „Wer hier wohnt, versteht etwas vom rockigen Lifestyle.“
Jazz
Jazz Liebhaber sind echte Raritäten. Laut Statistik konnten 2017 gerade einmal 6,8 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahre etwas mit dieser Musikrichtung anfangen. Was der Rockfan gerne wäre, nämlich ein „Lonesome Rider“, ist der Jazzliebhaber von Natur aus. Er liebt smoothe Klänge, Saxofon und New Orleans. Deswegen fehlen in seiner Wohnung aufgeregte Details.
Wer bei einem „Jazzer“ zu Gast ist, darf sich wohlfühlen. Ganz besonders sogar, denn dieser Fan weiß Extravagantes und Elegantes zu schätzen. Daher stehen hier akribisch ausgewählte Designermöbel, die von der Ambiente-Beleuchtung am Abend stilvoll in Szene gesetzt werden. Qualität statt Quantität – seine Devise. Er steht auf Kunst und hängt nur an die Wohnzimmer-Wand, was nicht jeder hat. Am besten aus einer Galerie in der Stadt von einem Künstler, den sonst keiner kennt.
Heavy Metal
Heavy Metal Fans leben auf der harten Seite des Lebens. Volle Kraft voraus und gegen den Strom, die „Pommesgabel“ in der Hosentasche und das Wacken-Bändchen am Handgelenk. In der Wohnung: Mindestens eine schwarz gestrichene Wand, Leder und Chrom. Wer etwas mehr Geld in seine Einrichtung investiert, hängt E-Gitarren auf.
Heavy Metal Anhänger sind tief im Herzen weich wie Marshmallows. Romantische Romane und Lyrikbände im schwarzen Regal verraten mehr über ihren Charakter als die benietete Lederweste an der Flurgarderobe. Die harte Schale wird im Wohnumfeld natürlich trotzdem betont. Am besten mit einem frivolen Aktbild – Frau auf Motorrad – an der Wand. „Sin after Sin“, wie Judas Priest 1977 ihr Album betitelten, lebt der Metalhead nicht. Es reicht ihm völlig, sich diese Option offen zu halten.
Elektro
Wer elektronische Musik als homogenes Genre bezeichnet, lehnt sich weit aus dem Fenster. Schließlich gibt es nicht die eine Richtung. House, Techno, Ambient oder auch Schranz? Der Elektro-Fan findet nicht alles gleichermaßen dufte, mag aber synthetische Klänge. Ein bisschen austauschbar? Vielleicht. Dafür aber mit entsprechendem Rhythmus, zu dem es sich bestens im Takt wippen lässt.
In Sachen Einrichtung gibt es nur eines: Lounge, Lounge und nochmal Lounge. Klare Linien und keine verwaschenen Farben bitte, denn wer monotone Takte schätzt, liebt auch Struktur in den eigenen vier Wänden. Alles künstliche kommt gut an. Von indirekter Beleuchtung mit Farbwechsel-Funktion über Hochglanz-Flächen bis hin zum LED-Gewitter an der Musikanlage passt das Innenleben der Wohnung zur anonymen Lieblingsmusik.
Klassik
Steht in der Wohnung ein Ohrensessel? Ein Edelholz-Regal, das seinen Besitzer auf dem Antikmarkt für einen vierstelligen Betrag gewechselt hat? Ist das Bücherregal voll mit anspruchsvoller Literatur? Und sieht das Klavier im Flur so aus, als würde es regelmäßig bespielt? Willkommen in der Höhle des Klassik-Liebhabers!
Er weiß, wer Ólafnur Arnalds ist und kann Beethoven von Mozart unterscheiden. An den Wänden hängt ästhetische Fotografie. Bei Wagemutigen vielleicht sogar ein stilvoller Teilakt in Schwarz-Weiß oder Sepia. Entspannt der Klassik-Fan lieber zu Bedrich Smetanas Moldau, wird er Landschaftsmalerei schätzen. In seiner Wohnung finden sich ausschließlich ausgewählte Möbelstücke, nicht extravagant, aber mit feinen Details. Die gesamte Einrichtung wirkt so, wie die Annahmen in einer Umfrage, über die die Ärztezeitung berichtet: Intellektuell, ein bisschen langweilig und trotzdem sympathisch.
Hip Hop und Rap
Beim Hip Hop Fans sind Besucher „Indahouse“. Hinter der Eingangstür wogt die Snapback-Cap-Flut, im Wohnzimmer hängen Vinyls und auch gerne mal ein Aktbild an der Wand. Sicher nur ein ganz anderes als beim Klassik-Fan in der Nachbarwohnung.
Snapback Caps kann der Hip Hop Fan nie genug haben. (Quelle: 1767892 (CC0-Lizenz)/ pixabay.com)
Abgesehen hiervon ist die Einrichtung kaum besonders. Hierfür hat der Hip Hopper auch gar keine Zeit, denn spielt er nicht stundenlang GTA: San Andreas, feilt er vermutlich an eigenen Texten für die große Karriere. Einzig die Musikanlage wird mit Präzision ausgewählt und eingerichtet. Erst wenn der Hoodie vibriert, stimmt der Bass.
04.06.2018
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