Hier erfahrt ihr, wie sich die Pandemie im Saarland entwickelt.
Saarland-Modell: Testet es noch, oder kann das weg?
21.04.2021
Seit zwei Wochen läuft das Corona-Projekt der Landesregierung und die Saarländer sind wenig begeistert. Eine - nicht repräsentative - Umfrage von RADIO SALUE hat ergeben, das gerade mal 54% der Befragten das Saarland-Modell weiterführen wollen.
Nicht zuletzt wegen größerer "Happenings" in den Stadtzentren des Landes ist das Saarland-Modell in die Kritik geraten. Auch die Initiative des Bundes zu einer Bundesnotbremse bewegt die Saarländer und lässt immer öfter Kritik laut werden, an einem wie auch immer gearteten Umgang mit Corona. Jörg Hektor hat mit dem Ministerpräsidenten des Saarlandes, Tobias Hans, über die Ziele des Saarland-Modells gesprochen.
Gemäß den neuen Vorgaben des Bundes hat die saarländische Landesregierung die Pandemieregeln hierzulande verändert. Ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 100 Fällen pro 100 000 Einwohner an drei Tagen gilt
-private Zusammenkünfte gibt es nur noch zwischen einem Haushalt und einer weiteren Person
-im Einzelhandel des täglichen Bedarfs ist die Kundenzahl der Größe des Geschäfts anzupassen
-für Buchhandlungen, Blumenfachgeschäfte und Gartenmärkte gilt Testpflicht
-im sonstigen Einzelhandel gilt Testpflicht, Terminbuchung und Schließung ab Inzidenz 150
-von 22 bis 5 Uhr gilt eine Ausgangsbeschränkung, Einzelsport gibt es bis 24 Uhr
-medizinische und therapeutische Dienstleistungen sind mit FFP2-Masken erlaubt
-die Gastronomie ist dicht, Ausnahme Lieferdienste und Fensterverkauf
-Freizeit und Kultureinrichtungen müssen schließen
-Individualsport gibts einzeln, zu zweit oder in der Familie
-Gruppensport im Freien gibts für maximal fünf Kinder bis 14 Jahre
-in Schulen gibts Wechselunterricht bei zwei Testungen pro Woche, ab Inzidenz 165 heißt es homeschooling
Mit dem Inkrafttreten der Coronanotbremse des Bundes geht die Ampel im Saarland auf Rot. Das hat Regierungssprecher Alexander Zeyer bestätigt. In Kreisen mit Sieben-Tage-Inzidenzen über 100 Fällen pro 100 000 Einwohnern ist die Außengastronomie wieder dicht. Kinos, Theater, Fitnessstudios und Museen müssen schließen. Läden dürfen nur Kunden empfangen, die einen Termin gebucht haben und einen negativen Test vorweisen. Eine Rückkehr zum Saarlandmodell gibt es dann, wenn pro Kreis fünf Tage in Folge die Inzidenz unter 100 liegt.
Die Stadt Saarbrücken verschärft ihre Pandemieregeln. Ab morgen abend 18 Uhr gilt ein Alkoholverbot am St. Johanner Markt, am Staden und im Nauwieser Viertel. Der Konsum alkoholischer Getränke ist dann außerhalb der Außengastronomie bis ein Uhr nachts untersagt. Außerdem herrscht Maskenpflicht am St.Johanner Markt. Polizei und Ordnungsamt werden verstärkt kontrollieren.
Nach der Randale am vergangenen Wochenende am St. Johanner Markt in Saarbrücken sind 68 Verfahren eingeleitet worden. Es handelt sich um Straf- und Ordnungswidrigkeitsverfahren. 46 Täter konnten bislang ermittelt werden. Die Polizei bittet darum, weiteres Bild- und Videomaterial auf der Webseite der Landespolizei abzulegen. In der Nacht von Samstag auf Sonntag hatten bis zu 500 Menschen auf dem St. Johanner Markt Party gefeiert, ohne auf Pandemievorgaben zu achten. Etwa 30 bis 40 von ihnen hatten die Polizei attackiert.
Im Saarland ist heute morgen eine weitere Coronaimpfliste geschlossen worden. Die Liste umfaßt über 68 000 Personen vorwiegend aus der Priorisierungsgruppe drei. Die Impftermine werden jetzt zufällig verteilt. Die Impfungen sollen ab Mitte Mai stattfinden und zwar in zwei Stufen. Zunächst Ältere ab 65 Jahren und besonders exponierte Berufsgruppen. Danach Ältere ab 60 und weitere besondere Berufsgruppen. Eine neue Impfliste ist seit heute morgen acht Uhr am Start.
Die Coronanotbremse des Bundes wird wohl sehr bald im ganzen Saarland greifen. Nur noch im Saarpfalz-Kreis liegt die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner unter 100 Fällen. Dort sind es 98. Überall sonst wird der Grenzwert für die Notbremse überschritten. Landesweit liegt die Inzidenz bei 143,8, gestern waren es noch 137,3. Seit Mittwoch kamen 296 Infektionen dazu. Aktuell sind 2934 Menschen aktiv infiziert.
Die beschlossene Coronanotbremse des Bundes bedeutet wohl das Aus für das sogenannte Saarland-Modell. Die neue Regelung sieht drastische Pandemiemaßnahmen wie nächtliche Ausgangssperren bei Sieben-Tage-Inzidenzen von über 100 Fällen pro 100 000 Einwohner vor. Dieser Wert wird derzeit nur im Saarpfalz-Kreis und im Landkreis Merzig-Wadern unterschritten. Das Saarland-Modell sah seit dem 6. April Lockerungen der Pandemiemaßnahmen bei vorgelegten Negativ-Tests vor. Ob das landesweite Modell jetzt regionalisiert wird, ist noch unklar.
Saar-Ministerpräsident Tobias Hans ist kein Freund der im Bundesrat beschlossenen Corona-Notbremse. Er kritisiert die ewigen stereotypen Lockdownmaßnahmen und fordert modernere Methoden wie das Saarland-Modell. Überdies bezweifelt er die Aussagekraft der Sieben-Tage-Inzidenz als Referenzwert für die Pandemieentwicklung. Hans geht davon aus, daß die bundeseinheitliche Coronanotbremse vor dem Verfassungsgericht landet.
Das Robert Koch-Institut hat heute nacht bei der Sieben-Tage-Inzidenz für den Regionalverband Saarbrücken 228 Corona-Infektionen pro 100 000 Einwohner gemeldet. Das ist allerdings keine Explosion der Infektionen sondern eine Fehlmeldung. 120 Coronainfektionen aus dem Regionalverband wurden beim RKI doppelt gemeldet. Wie es zu der fehlerhaften Meldung kam, ist noch unklar. Die Daten beim RKI werden jetzt korrigiert.
Der Weg ist frei der Bund darf schon sehr bald einheitliche Lockdownmaßnahmen in Kreisen mit Über Hunderter Inzidenzen durchsetzen. Die Länderkammer hat das veränderte Infektionsschutzgesetz ohne Einspruch gewähren lassen. Davor haben allerdings viele Ministerpräsidenten heftige Schelte geübt an dem, was ihnen da aus Berlin vorgesetzt wird. Auch Saar-Regierungschef Hans hat darauf gepocht, dass man regionaltypische Entwicklungen und neue Teststrategien viel mehr hätte berücksichtigen müssen - Stichwort Saarlandmodell. Vorausgesetzt der Bundespräsident gibt seine Unterschrift, könnten die schärferen Lockdown-Regeln schon ab dem Wochenende gelten und zwar bis Ende Juni. Karlsruhe muss die Reform allerdings überprüfen: Beim Bundesverfassungsgericht ist schon der erste Eilantrag eingegangen, das Gesetz noch zu verhindern.
Das ändert sich im Wesentlichen:
Nach der Neuregelung dürfen ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in einem Kreis oder einer Stadt Menschen ab 22.00 Uhr die eigene Wohnung oder das eigene Grundstück in der Regel nicht mehr verlassen. Spaziergänge und Joggen alleine bleiben bis Mitternacht erlaubt. Es darf sich höchstens noch ein Haushalt mit einer weiteren Person treffen, wobei Kinder bis 14 Jahre ausgenommen sind. Läden dürfen nur noch für Kunden öffnen, die einen negativen Corona-Test vorlegen und einen Termin gebucht haben. Ab einer Inzidenz von 150 soll nur noch das Abholen bestellter Waren möglich sein. Präsenzunterricht an Schulen soll ab einer Inzidenz von 165 gestoppt werden. Ausnahmen für Abschlussklassen bleiben möglich.
Auch die Stadt am Neckar mit dem bundesweiten Vorzeige- Coronamodell beugt sich der Bundes-Notbremse. Der Grüne Tübinger OB Palmer hatte sich bis zuletzt für das dort geltende System von Tests und Freiheiten eingesetzt, doch jetzt gibt der Rathauschef klein bei und sagt: „Ab Montag ist auch bei uns alles dicht: Theater, Handel, Schulen und Kitas“. Entscheidend dafür ist dann ja nicht die niedrige Inzidenz der Stadt, sondern die des Landkreises und die liegt bei 180. Hier im Saarland sind aktuell alle Kreise bis auf Saarpfalz und Merzig Wadern teils deutlich über der Hunderter-Marke und damit vom Eingriff des Bundes mit einheitlichen Lockdownmaßnahmen und Ausgangsbeschränkungen betroffen. Großer Widerstand bei der Abstimmung im Bundesrat ist später nicht zu erwarten. Dann muss der Bundespräsident das veränderte Infektionsschutzgesetz unterschreiben und es könnte schon ab Samstag gelten.
chk/dpa/lrs/red
#coronaimsaarland
Sonntagfrüh hatte die Polizei in Saarbrücken alle Hände voll zu tun mit aggressiven FCS-Fans, die auf dem Markt auch mit Flaschen geschmissen hatten. Da war ordentlich Dampf im Kessel nach der Klatsche gegen Kaiserslautern. Schon als der Mannschaftsbus am Ludwigspark Richtung Lautern abfuhr, hatte es bedenkliche Szenen gegeben, hunderte Fans mit Bannern und Pyros – ohne Acht auf irgendwelche Corona-Regeln. Gestern vorm Südwest-Derby gegen Mannheim, sollten solche Szenen unbedingt vermieden werden – mit Erfolg: 110 Polizisten waren in Saarbrücken schon ab dem Nachmittag auf dem Markt, rund ums Stadion und bei Szenetreffs zugange, hatten letztlich aber kaum etwas zu tun. Alles friedlich. Zur Belohnung haben die Blau-Schwarzen dann am Abend ihr Heimspiel gegen Mannheim satt mit 5:0 gewonnen.
chk/pol/lrs/red
#coronaimsaarland
Im Saarland wurden letzte Woche rund 311.000 Antigentests gemacht. Das ist bei Weitem neuer Rekord, die Woche davor waren´s knapp ein Drittel weniger Schnelltests. 13 von 1000 Abstrichen waren Positiv. An der Inzidenz im Saarland ändert sich derweil nichts zum Positiven – die ist jetzt auf 137 gestiegen bei fast 300 neuen Infektionsfällen innerhalb eines Tages. Deutschlandweit meldet das RKI heute früh beinahe 30.000 Coronafälle.
chk/soziales.saarland/red
Covid19 lässt keinen Platz für Konkurrenz-Erreger: ist in diesem Jahr die Grippewelle komplett ausgeblieben. Gerade mal rund 500 Fälle von Influenza hat das RKI bisher in Deutschland registriert – in der letzten Erkältungs-Saison gab es zu diesem Zeitpunkt mehr als 180.000 Grippefälle. Daran bemerkt man sehr gut, welchen Sinn Infektionsschutz-Maßnahmen wie Händewaschen, Desinfizieren, Durchlüften und Maskenanziehen haben. Abgesehen davon hatten sich auf Anraten von Ärzten nach der ersten Coronawelle besonders viele Menschen gegen Influenza impfen lassen. In fast allen Ländern auf der Nordhalbkugel ist nichts oder kaum etwas von einer Grippewelle zu bemerken.
chk/dpa
Die ansteigenden Coronafallzahlen haben jetzt auch ihre Auswirkung auf die Innenstädte von Saarbrücken und Saarlouis. Beide Stadtverwaltungen haben die Maskenpflicht ausgeweitet. In Saarbrücken gilt sie jetzt ab morgen 11 Uhr u.a. auch für den St. Johanner Markt. In Saarlouis müssen ab Freitag in der gesamten Altstadt inkl. Großem und Kleinem Markt Masken getragen werden. Die Regelung gilt ab 18 Uhr.
Die Anzahl der registrierten Coronafälle im Saarland nimmt weiter zu. Seit gestern sind 294 Fälle dazugekommen. 186 Covid 19-Patienten liegen im Krankenhaus, 66 von ihnen auf der Intensivstation. Die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 137,3 Fällen pro 100 000 Einwohner. Gestern lag der Wert bei 133,1.
Im Saarland ist die Sieben-Tage-Inzidenz an Coronafällen auf 133,1 Infektionen pro 100 000 Einwohner angestiegen. Gestern lag der Wert bei 127,2. 178 Covid 19-Patienten liegen im Krankenhaus, 60 auf der Intensivstation. Dabei halten sich im Saarland die Coronamutanten sehr zurück. Bei insgesamt über 35 100 Infektionen wurden 4100 durch Virusvarianten ausgelöst. 3600-mal wars die britische und 500-mal die südafrikanische Variante. Die brasilianische Mutante wurde bislang im Saarland noch nicht nachgewiesen.
Nach den Auschreitungen von Coronagegnern am St.Johanner Markt in Saarbrücken hat die Polizei ein Hinweisportal eingerichtet. Dort können Fotos und Videos von den Vorfällen abgelegt werden. Das Ganze findet sich auf der Webseite der Landespolizei. In der Nacht von Samstag auf Sonntag hatten bis zu 500 Personen auf dem St.Johanner Markt gefeiert. 30 bis 40 von ihnen hatten Polizisten attackiert. Jetzt wird wegen Landfriedensbruch ermittelt.
Die Coronapandemie hat im Saarland zu einer Verschärfung der Armut beigetragen. Darauf hat die Saarländische Armutskonferenz hingewiesen. Grund sind u.a. die Schließung von Hilfseinrichtungen und der Wegfall von Minijobs. Im Saarland sind derzeit 17 Prozent aller Erwachsenen arm. Noch schlimmer sieht es bei Kindern und Jugendlichen aus. Hier liegt die Armutsquote bei 22,5 Prozent.
Über Saarlands Grenzen hinaus hatten die Geschehnisse vom St. Johanner Markt vom Wochenende Schlagzeilen gemacht. Hunderte Menschen, die trotz Corona feuchtfröhlich in Feierlaune sind und etwa drei Dutzend Aggressive, die die Polizisten beschimpfen und mit Flaschen bewerfen. Um Übeltäter und Rädelsführer ausfindig zu machen, hofft die Polizei auch auf Unterstützung von Zeugen. Per Mail kann man jetzt Fotos und Videos der Krawallnacht Samstag auf Sonntag hochladen. Als Folge dieser Exzesse wird in Zukunft genauer an Hotspots kontrolliert und am Saarbrücker Markt soll Maskenpflicht gelten.
chk/pol/red
#coronaimsaarland